Therapie und Förderung

Es gibt viele verschiedene Therapien um Kinder mit Down Syndrom in ihrer Entwicklung zu unterstützen.
Nicht jede Therapie passt zu jedem Kind oder in den individuellen Familienalltag.
Ein Überblick über die Möglichkeiten macht es leichter passende Therapien zu finden. Der erste Ansprechpartner und Fachmann hierfür ist der Kinderarzt.
Wir wollen hier einige Therapie-Formen in wenigen, eigenen Worten vorstellen, um einen kleinen Überblick zu verschaffen, was es an Angeboten gibt und welche Erfahrungen wir damit gemacht haben. Dabei können wir keinesfalls ALLES berücksichtigen was es gibt. Darum beschränken wir uns hier auf die gängigsten Methoden. (die Überschriften führen als Link zu weiteren Informationen)
 
Die beste und wichtigste Förderung erhält ein Kind mit DS aber, wie jedes andere Kind auch, wenn es in einer Familie aufwachsen darf die ihm uneingeschränkte Liebe und einen festen Platz im Familienleben schenkt und es am gemeinsamen Alltag und Aktivitäten teilhaben lässt.
 
 
 
Kinder mit Down-Syndrom brauchen oft krankengymnastische Betreuung, um sie in ihrer motorischen Entwicklung zu unterstützen. Ein schwacher Muskeltonus (Hypotonie) - die Kinder sind "schlaff" - erschwert manche Entwicklungsschritte. Es gibt hier verschiedene Methoden. Krankengymnastik ist oft die erste Therapie für Babys mit DS.
 
 
 
Bei den Übungen, die man bei der KG erlernt, geht es um die Auslösung von angelegten Bewegungsmustern beim Kind durch die Ausübung von Druck oder Zug auf verschiedene Punkte am Körper. Diese Therapie kann man schon sehr früh beginnen. Die Kinder sind dabei nackt, um die Zonen und die Reaktionen besser sehen zu können. Sie wirken auf die gesamte Muskulatur, das vegetative Nervensystem und die Wahrnehmung.
Die Übungen werden in der Praxis gelernt, müssen aber von den Eltern zu Hause am besten dreimal täglich durchgeführt werden. Mit etwas Übung dauert das wenige Minuten.
Es ist nicht immer leicht, die Zeit für die Übungen und das An- und Ausziehen zu finden. Den Kindern gefällt es oft nicht in den Positionen gehalten zu werden und diese anstrengenden Übungen mitzumachen.
Vojta-Therapie kann aber sehr gute Ergebnisse erzielen - besonders bei schwachem Muskeltonus - und wird rückblickend oft als wertvolle Therapie von den Eltern beschrieben.
 
 
 
Bobath geht davon aus, dass Bewegungsmuster, wenn sie oft genug wiederholt werden, vom Gehirn so gelernt und gespeichert werden können. Man zeigt dem Kind z.B. immer wieder, wie es krabbeln kann, indem man die Bewegung mit ihm ausführt.
Bobath ist im engeren Sinn keine Therapie, sondern ein Konzept, da es keine festen und vorgeschriebenen Übungen gibt, sondern individuelle Möglichkeiten und Grenzen der Kinder berücksichtigt.
Es lässt sich gut in den Alltag einbauen und wird von den Kindern nicht zwangsläufig als Therapie abgelehnt. Jedoch wird es manchmal als störend empfunden immer in die Bewegungen der Kinder einzugreifen und zu korrigieren. Gerade hier sind Geduld und viele Durchläufe und Wiederholungen eine Voraussetzung für gute Ergebnisse.
 
Vojta und Bobath lassen sich auch gut miteinander kombinieren.
 
 
 
Das Konzept wurde aus Erfahrungen mit Kindern die sehr schlaff sind (muskuläre Hypotonie) entwickelt, wie sie bei DS sehr häufig vorkommt.  Die Behandlung des Gesichtes und des Mundes (orofacial) nach diesem Konzept (z.B. durch Vibration) kann eine Hilfe bei schlechtem Mundschluss und Problemen beim Essen und Schlucken sein - schon von Anfang an. Das Castillo Konzept geht davon aus, dass die Motorik des Mundes und des gesamten Körpers zusammenhängen. Somit werden auch die Aufrichtung das Körpers und Bewegung aktiviert. Hilfsmittel sind eventuell spezielle Kissen zur Unterstützung beim Sitzen oder Gaumenplatten zur Regulierung der Funktion von Mund und Zunge.
Da gerade der Mundbereich und das Essen bzw. Trinken oft Probleme machen, ist eine Therapie nach Castillo eine gute Ergänzung und hilft belastende Ernährungsprobleme in den Griff zu bekommen.
 
 
 
Dabei stehen oder sitzen die Kinder auf einer stark vibrierenden Platte, ähnlich, wie man sie vielleicht schon aus dem Fitness-Studio als "Power-Plate" kennt. Die Vibrationen sollen die Muskelspannung verbessern, aber auch die Wahrnehmung und das Gleichgewicht stimulieren.
Die teuren Platten stehen nicht in jeder Praxis zur Verfügung und diese Form der Therapie kann zu Hause nicht durchgeführt werden. Die Kinder haben aber oft Spaß auf dem Gerät.
Das Heinrich Piepmeyer Haus in Münster bietet 3-wöchige Eltern-Kind-Kurse bei Down-Syndrom in denen intensiv mit diesem Konzept gearbeitet wird.
 
 
 
Bei der Ergotherapie soll durch spielerische , handwerkliche oder gestalterische Angebote eine Unterstützung zur selbstständigen Bewältigung des Alltags geboten werden. Das kann z.B. durch eine Verbesserung der Bewegungsabläufe (grob- und feinmotorisch), der Sinneswahrnehmung oder der Konzentration geschehen. Die Grundlage ist das Kind mit seinen individuellen Bedürfnissen und Fähigkeiten. Zur Erreichung des Ziels werden in der Ergotherapie unterschiedliche Konzepte, angewandt. Bobath ist z.B. eines dieser Konzepte.
Eine enge Zusammenarbeit mit den Eltern ist auch hier notwendig, um die Ziele auch im Alltag erreichen zu können. Wie die Therapie konkret aussieht hängt stark vom Kind, aber auch vom Therapeuten ab, und nach welchen Konzepten dieser bevorzugt arbeitet.
 
 
 
Osteopathie versteht den Körper als Einheit. Wenn an einer Stelle ein Problem auftritt, so kann die Ursache an einem ganz andern Ort zu finden sein. Durch osteopathische Behandlung kann man zwar DS nicht "heilen", es kann aber eine gute Ergänzung zu anderen Methoden sein. Bei Problemen, wie chronischer Verstopfung, Asymmetrie, oder Problemen mit der Muskelspannung kann eine osteopathische Sitzung zur Verbesserung beitragen.
Der Osteopath behandelt mit seinen Händen durch gezielte Griffe und Techniken. Das ist nicht schmerzhaft und wird von den Kindern gut toleriert, auch wenn das lange Stillhalten (45 Minuten) vielen nicht ganz leicht fällt.
Nicht nur bei Kindern mit DS sind viele Eltern vom positiven Einfluss einer solchen Behandlung überzeugt. Die Kosten werden nicht von den Krankenkassen übernommen, können aber bei einer Zusatzversicherung eingereicht werden, wenn diese Osteopathie in ihrem Katalog hat.
weitere Info zu Osteopathie
 
 
 
Frühförderung sind verschiedene Hilfen für kleine Kinder, die behindert sind oder von Behinderung bedroht. U.a. pädagogische FF, Logopädie, Ergotherapie, usw.
Manche Therapeuten besuchen die Kinder zu Hause, andere ziehen den Besuch in der Praxis vor. Man kann die Therapien einzeln, über Rezept vom Kinderarzt, oder als Komplexleistungbeziehen. Das heißt, dass die FF über eine Institution (z.B. Sozialpädiatrisches Zentrum oder Lebenshilfe) bezogen wird, die die Therapeuten stellen und sich im Team über den Bedarf des Kindes austauschen. Der Vorteil ist die Zusammenarbeit, der Nachteil, dass man nur einen Therapeuten von "außen" nehmen darf, wenn die Institution diese bestimmte Therapie nicht bieten kann.
 
 
 
Mit Logopädie wird das Sprechen, die Sprache, Schlucken, also die Kommunikation allgemein mit gezielten Übungen gefördert. Dabei wird aber nicht erst mit einem sprechenden Kind mit der Logopädie begonnen. Schon frühzeitig können Probleme bei der Nahrungsaufnahme (Stillen, Schlucken, Saugen) behandelt werden. Logopädie ist für Kinder mit DS eigentlich fester Bestandteil der Therapien, um die syndromspezifischen Probleme, wie schlechter Mundschluss, schwaches Kauen, ungünstige Position der Zunge und natürlich die Sprache zu therapieren.
Gerade die Sprachentwicklung ist bei Kindern mit DS meist deutlich verzögert und benötigt weit mehr Unterstützung als das bei Kindern ohne DS der Fall ist. Zur logopädischen Behandlung können auch Gebärden gehören (z.B. GuK oder andere) um das Sprachverständnis und das Sprechen zu unterstützen.
Ein guter Logopäde schafft es viele der Übungen wie z.B. Pusten oder Mundturnen spielerisch zu vermitteln und es nicht auf den ersten Blick für Kind und Eltern als Therapie erscheinen zu lassen.
 
 
 
GuK ist entwickelt für Kinder die nicht, oder noch nicht sprechen. Das Sprechen wir durch die Gebärden nicht ersetzt, sonder unterstützt. Gebärden sind leichter und früher zu erlernen als das Sprechen. Die Sprachentwicklung bei Kindern mit DS ist verzögert und so ist GuK eine sehr gute Methode um sein Kind trotzdem verstehen zu können und ihm viel Frust zu ersparen . Es erleichtert nicht nur den Alltag zu wissen, was das Kind sagen möchte auch unterstützt GuK das Sprachverständnis und der Spracherwerb wird begünstigt. Die Angst mancher Eltern, ihr Kind würde mit GuK keine Motivation mehr haben "richtig" sprechen zu lernen ist vollkommen unbegründet! Studien belegen sogar eindeutig das Gegenteil!
GuK ist eine Sammlung von Wort-Karten, Bild-Karten und den Karten auf denen die Gebärden abgebildet sind. Es ist über das DS-Infocenter zu beziehen. Eine Übernahme der Kosten ist bei manchen Krankenkassen möglich.
Es gibt auch Seminare zu GuK, ebenfalls über das DS-Infocenter. Die Karten sind aber so selbsterklärend und die Gebärden so natürlich, dass man GuK auch sehr gut selbst lernen kann.
Eine wertvolle Ergänzung ist das Buch:
 
Sprachförderung bei Kindern mit Down Syndrom
Autor: Etta Wilken
ISBN-13: 978-3170212930